Municipalities at the Forefront of Air Quality: Interview with Karim Tarraf, CEO of Hawa Dawa
- How can the increasing importance of air quality data be explained?
- Why are the available measurements and data usually insufficient?
- What does cooperation with cities look like?
(The complete interview is available in German only)
Frage: Luftqualität ist wichtig und Informationen über Luftqualität gewinnen an Bedeutung. Wie würden Sie diese Veränderung beschreiben?
Karim Tarraf:
Schlechte Luftqualität wurde bisher in gewissermaßen als kollateralschaden unseres täglichen Handelns akzeptiert. Wenngleich die negativen Folgen schlechter Luftqualität auf unsere Lebensqualität und unser Klima lange in der Forschung und der Umweltpolitik bekannt waren. Eine Veränderung vor allem in den letzten wenigen Jahren kann man auf drei Faktoren zurückführen:
- Schlechte Luftqualität erreichte in den letzten zwei Jahrzehnten ein nicht tolerierbares Ausmaß. Smog ist in vielen Städten weltweit zum täglichen Stadtbild geworden. Grenzwertüberschreitungen werden auch hier in Deutschland an vielen Orten ganzjährig festgestellt – die Mobilität erfährt erste Einschnitte.
- Die Folgen sind sichtbar und messbar geworden. Neue Technologien machen das unsichtbare sichtbar und können erstmalig eine Transparenz entlang gesamter Prozessketten schaffen. Kausalitäten und komplexe Zusammenhänge können mittels KI-basierten Ansätze greifbarer werden. Datenbasierte-Entscheidungen anstelle auf reinen Erfahrungswerten werden zunehmend zur Norm.
- Neben den oben genannten Rahmenbedingen haben wir es mit einer neuen Generation von Entscheidungsträgern zu tun. Pioniersgeist, Paradigmenwechsel und die Einsicht, dass ein Status-Quo keineswegs gutes für uns Menschen bedeutet – ist keineswegs selten und selbst traditionelle Entscheidungsträger, sehen zunehmend die Vorzüge der neuen Technologies und dessen Potential neue Effizienzgewinne zu erzielen. Das Ergebnis: Entscheidungsträger in unterschiedlichen Funktionen berücksichtigen zunehmend den Parameter „Luftqualität“ in ihren Vorhaben – oder definieren „verbesserte Luftqualität“ sogar als Ziel.
Frage: Aber warum sollen Kommunen mit zusätzlichen Anbietern – wie Hawa Dawa – arbeiten? Liegen nicht schon genügend Messungen und Daten vor?
Karim Tarraf:
Ja, es stimmt. Es existiert bereits eine große Anzahl an Daten, die aus unterschiedlichsten Quellen gewonnen werden: von Satellitenbeobachtungen, die ein eher grobes Raster darstellen, bis hin zu öffentlichen Messstationen des Umweltbundesamtes, die für einzelne Standorte sehr genau punktuelle Daten liefern.
Aber das Problem ist, dass es sich um einzelne Datenpunkte bzw. Datenreihen handelt, die alleine für sich zwar die Situation in Zahlen darstellen, aber ohne weitere Interpretation und Analysen nicht als Entscheidungsgrundlage nutzbar sind. Genau hier können wir einen wesentlichen Beitrag leisten: Durch tiefergehende Analysen und Verschneidungen mit anderen Parametern -wie z.B. Mobilitätsverhalten, Flächennutzung, Topografie oder auch Wetterbedingungen – wandeln wir „Daten“ zu „Informationen“. Somit ermöglichen wir ein tieferes Verständnis der Situation, liefern Erklärungsansätze und können bei der Entwicklung von Maßnahmen unterstützen. Der Einsatz von Messnetzwerken kann darüber hinaus die räumliche und zeitliche Auflösung dieser Daten und Informationen erhöhen und ermöglicht somit vollumfassendere Erkenntnisse. Dabei beziehen wir existierende Messungen als wertvolle Datenquellen mit ein.
Frage: Welchen Mehrwert gewinnen Kommunen aus der Zusammenarbeit mit Hawa Dawa?
Karim Tarraf:
Als Komplettanbieter sind wir in der Lage, Kommunen von der Situationsanalyse bis hin zur Strategieauswahl und Umsetzung von Maßnahmen zu unterstützen. Dabei beinhaltet „Situationsanalyse“ auch, auf den aktuellen Bedarf der Kommune einzugehen: z.B. In welchem größeren Gesamtvorhaben wird das Thema Luftqualität angegangen? Welche gesellschaftlichen Rahmenbedingungen sind zu berücksichtigen? Welche Rolle spielen Bebauung, Klima und Verkehr bei der städtischen Luftqualität? Diese schlüsselfertige Lösung aus einer Hand kann für viele Kommunen viele unnötige Hürden ersparen.
Frage: Was unterscheidet den Ansatz von Hawa Dawa von dem anderer Anbieter?
Karim Tarraf:
Für uns steht das Ziel der Kommune im Mittelpunkt. Das bedeutet in der Praxis, dass wir zunächst untersuchen, welche Art von Informationen benötigt werden, welche Daten vorhanden sind und welche gegebenenfalls neu erhoben werden müssen. Konkret entsteht daraus dann ein individuelles Paket, das sich aus zusätzlicher Sensorik, Erweiterung der Datenbasis um relevante Faktoren, speziellen Analysen und dem gewünschten Ausgabemedium zusammensetzen kann. Darüber hinaus setzen wir früh bei der Zusammenarbeit auf Transparenz. Städte und Kommunen erhalten einen Einblick in der Funktionsweise unsere Lösung und können sich unmittelbar selbst überzeugen, dass die von uns gelieferten Daten und Ergebnisse für kritische Entscheidung belastbar sind. Wir haben bisher damit sehr gute Erfahrung damit gemacht. Vor allem die umfangreiche Expertise unseres Teams, das Fachleute aus den Bereichen Sensorik, Statistik, Informationstechnologie, Epidemiologie und Verkehrsmanagement zusammenbringt, kommt gut an. Alleine an den Profilen der Menschen, die sich den Lösungen stecken, kann man die Qualität und Reife des Produktportfolios erkennen. Dabei zählen auch Referenzen außerhalb des „Startup-Universums“ eine wichtige Rolle.
Frage: Wie würden Sie die Zusammenarbeit mit Kommunen beschreiben?
Karim Tarraf:
Für uns ist es wichtig, dass Luftqualität in Entscheidungen einfließt. Das haben wir in unserer Firmenvision festgelegt. Dabei ist es zunächst nicht vorrangig, durch welche Messungen sie erhoben werden. Solange es sich um verlässliche Datenquellen handelt. Deshalb integrieren wir umfangreiche Daten – nicht nur unsere eigenen.
Wir verstehen, dass Kommunen ihre Entscheidungen in einem vielschichtigen gesellschaftlichen Umfeld treffen. So dass unser Ansatz ist, sie bei der Erstellung neuer Planungen bzw. Umsetzung bestehender Pläne zu unterstützen, indem wir Daten zur Luftqualität in einer Weise zur Verfügung stellen, die geeignet ist, in die komplexen Entscheidungsgrundlagen einzugehen.
Leider wird das Thema nicht überall in dem Tempo angegangen, das wir uns wünschen. Allerdings haben wir bereits bewiesen, dass wir auch kleine Schritte effektiv unterstützen können.
Leave a Reply
Want to join the discussion?Feel free to contribute!